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IARC warnt

In Softdrinks und Kaugummi: Süßstoff Aspartam könnte Krebs erzeugen

  • Veröffentlicht: 14.07.2023
  • 10:48 Uhr
  • Alicia Müller
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© Hendrik Schmidt/dpa

Süß und doch kalorienarm. Der Süßstoff Aspartam wird deshalb in vielen Getränken und Lebensmitteln verwendet. Doch nun wird er als "möglicherweise krebserregend" eingestuft.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) könnte der Süßstoff Aspartam krebserregend sein.

  • Wer die empfohlene Menge jedoch nicht überschreitet, muss mit keinem höheren Krebsrisiko rechnen, laut WHO.

  • Studien, die zur Grundlage für die Warnung genutzt wurden, erweisen sich als begrenzt aussagefähig.

Er ist in Diät-Cola oder Kaugummi zu finden und einer von elf in der EU zugelassenen Süßstoffen. Ist der Süßstoff Aspartam nun aber möglicherweise krebserregend? Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) bejaht dies. Gleichzeitig beschwichtigt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass beim Einhalten der empfohlenen Höchstmenge kein höheres Krebsrisiko bestehe.

Sind Süßungsmittel eine Alternative zum Abnehmen?

Um Karies zu verhindern, sind Süßungsmittel nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine gute Alternative zu Zucker. Schlank machten Süßungsmittel aber nicht per se. Bei ausgewogener Ernährung und genug Bewegung könnten sie jedoch beim Abnehmen unterstützen.

Die WHO kam im Mai zu einem anderen Ergebnis. Sie riet davon ab, zuckerfreie Süßstoffe zur Gewichtskontrolle einzusetzen. Das helfe höchstens kurzfristig, um abzunehmen oder nicht weiter zuzunehmen. Bei Erwachsenen erhöhe der langfristige Konsum nach Studien unter anderem das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu zuckerfreien Süßstoffen zählt die WHO alle synthetischen und natürlichen Süßstoffe, auch Produkte aus der Pflanze Stevia.

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Was ist Aspartam?

Aspartam ist ein synthetisch hergestellter kalorienarmer Süßstoff und laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) etwa 200 Mal süßer als Zucker. Der Süßstoff ist seit vielen Jahren für den menschlichen Verzehr zugelassen. Inzwischen ist Aspartam in Erfrischungsgetränken und Lebensmitteln wie Jogurts, Soßen und Zahnpasta zu finden. Obwohl er auf dem Etikett mit Namen oder E-Nummer (E951) angegeben sein muss, erfahren die Konsumenten in der Regel nicht die Menge.

Wie viel Aspartam sollten Menschen täglich höchstens zu sich nehmen?

Die akzeptable Aufnahmemenge pro Tag (ADI) liegt laut EFSA und WHO bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Menge kann ein ganzes Leben lang ohne Bedenken eingenommen werden. Um diesen Wert zu erreichen, müsste eine 70 Kilogramm schwere Person am Tag beispielsweise 9 bis 14 Dosen herkömmlicher Größe mit stark aspartamhaltigem Diät-Getränk trinken, rechnet die WHO vor. Zum Vergleich: Coca-Cola Schweiz berichtete 2020, dass in der Schweiz Coca-Cola zero und Coca-Cola light etwa 130 Milligramm Aspartam pro Liter enthielten. Davon könnte ein 70-Kilogramm-Mensch theoretisch dann am Tag mehr als 20 Liter trinken, ehe er die empfohlene Höchstmenge erreicht. Allerdings variiert die Menge an Süßstoff je nach Getränk und Hersteller.

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Die WHO ordnet die Warnung ein

Die IARC, eine Einrichtung der WHO, beurteilt, ob eine Substanz generell bei Menschen Krebs verursachen könnte. Sie unterteilt untersuchte Stoffe in drei Kategorien: "möglicherweise krebserregend", "wahrscheinlich krebserregend" und "krebserregend". Aspartam wurde erstmals untersucht und landete in der Kategorie "möglicherweise krebserregend", unter die auch 320 anderen Substanzen fallen. Die IARC berücksichtigt aber nicht, wie viel ein Mensch zu sich nehmen müsste, um ein Krankheitsrisiko zu haben.

Deshalb ist es möglich, dass ein Stoff zwar als möglicherweise krebserzeugend eingestuft ist, die Menge, die ein Mensch üblicherweise etwa über Lebensmittel aufnimmt, aber so gering ist, dass das Risiko als vernachlässigbar gilt. Genau dies ist bei Aspartam der Fall, worauf die WHO verweist. Sie macht anders als die IARC eine Risikoanalyse und berücksichtigt die konsumierte Menge. Sie hält die Studien, die die IARC heranzog, für nicht eindeutig genug. Deshalb hält sie den Verzehr im Rahmen ihrer bislang geltenden Tageshöchstempfehlungen für unbedenklich.

Laut WHO bestehe kein Anlass Aspartam komplett zu meiden, solange man unter den täglichen Höchstmengen bleibe. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sagt, Aspartam sei eines der am besten untersuchten und von internationalen Expertengremien wiederholt bewerteten Süßungsmittel. Das BfR hat auch keine Bedenken. Gleichwohl rät die WHO generell, sowohl Zucker als auch Süßstoffe zu reduzieren. Besser sei es, etwa mit Obst zu süßen.

Ist der Verdacht, dass Aspartam Krebs auslösen könnte, neu?

Den Verdacht gibt es schon lange, ohne dass er in Studien bislang eindeutig bestätigt wurde. Auch die drei neuen Studien mit Menschen, die die IARC zugrunde legte, sind nur begrenzt aussagefähig. In Tierstudien habe es bei extrem hohen Mengen an Süßstoffen Hinweise auf ein Krebsrisiko gegeben, sagt DGE-Sprecherin Antje Gahl. "Die Mengen sind allerdings für den menschlichen Verzehr so gar nicht üblich beziehungsweise unverhältnismäßig hoch, sodass daher keine direkten Hinweise für den Menschen abgeleitet werden konnten."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur: dpa
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