Ex-Bundesgeschäftsführer
"Nicht der Masterplan" und "unangemessen": Reymann entschuldigt sich für "D-Day"-Papier der FDP
- Veröffentlicht: 04.12.2024
- 17:03 Uhr
- Imke Rauhut
Nach Veröffentlichung des sogenannten "D-Day"-Papiers durch die FDP vergangene Woche entschuldigt sich der ehemalige Bundesgeschäftsführer der Partei, Carsten Reymann, nun für die Wortwahl innerhalb des Dokuments. Er allein habe das Papier "zu verantworten".
Erst vor wenigen Tagen erklärte früherer Bundesfinanzminister Christian Lindner im ZDF noch, das kontroverse "D-Day"-Papier seiner Partei sei auf Mitarbeiterebene entstanden. Er mache diesen aber "ausdrücklich keinen Vorwurf". Die Entscheidung für einen möglichen Ausstieg aus der Koalition, "das verantworte ich und nicht irgendwelche Mitarbeiter", so Lindner.
Nun nahm ein solcher "irgendwelcher Mitarbeiter" dem "Spiegel" zufolge im Bundesvorstand Stellung zu dem Papier: Ex-Bundesgeschäftsführer und langjähriger Vertrauter Lindners, Carsten Reymann. Ihm zufolge sei das Strategiepapier "nicht der Masterplan der FDP" gewesen, sondern "meine persönliche Vorbereitung für den Fall der Fälle, dass die FDP die Koalition verlassen würde".
"D-Day" und "offene Feldschlacht"
Die FDP veröffentlichte nach medialem Druck am 28. November ein Strategiepapier, mit dem die Partei den Bruch der Ampelkoalition detailliert geplant hatte. Am darauffolgenden Tag traten Reymann als auch Generalsekretär Bijan Djir-Sarai von ihren Posten zurück.
In dem Papier ist von einem "D-Day" sowie einer "offenen Feldschlacht" die Rede. Gemeint sind damit der Austritt der Partei aus der Koalition und die Auseinandersetzungen mit SPD und Grünen. Djir-Sarai hatte zuvor die interne Verwendung des Begriffs "D-Day" noch negiert, sich aber bei seinem Rücktritt dafür entschuldigt, die Öffentlichkeit "unwissentlich falsch informiert" zu haben. Er selbst habe von dem Papier "keine Kenntnis" gehabt.
Die teils militärischen Formulierungen im Strategiepapier wurden auch im Bundesvorstand von Teilnehmer:innen kritisiert. Der "D-Day"-Begriff stammt aus dem Zweiten Weltkrieg und wird mit der alliierten Invasion am 6. Juni 1944 im besetzten Frankreich während der Zeit des Nationalsozialismus in Verbindung gebracht.
Reymann, der Public Relations in Hannover studierte, entschuldigte sich für diesen Sprachgebrauch und bezeichnete seine Wortwahl als "unangemessen". Als Kommunikationsprofi hätte er diese Worte nicht mal in den eigenen Aufzeichnungen verwenden dürfen.
Reymann: "Ich bin kein Bauernopfer"
Entgegen den Gerüchten, Lindner habe ihn mit der Erstellung des Papiers beauftragt, äußerte Reymann, er brauche dafür "keinen Auftrag". Für ihn sei das eigenständige Erstellen solcher Papiere mit der Unterzeichnung seines Arbeitsvertrags als Bundesgeschäftsführer sein Verständnis von der Rolle seines Amts gewesen.
Auch gegen die Darstellung, er habe mit seinem Rücktritt aus der Partei andere in der FDP-Führung schützen wollen, wehrte er sich. Teilnehmer:innen zitieren ihn: "Ich bin kein Bauernopfer, denn ich habe das Papier geschrieben, das ich zu verantworten habe."
Lindner möchte Spitzenkandidat der FDP bleiben
In der ARD-Sendung "Caren Miosga" am vergangenen Sonntag (1. Dezember), beteuerte Christian Lindner, dass er das Strategiepapier weder in Kenntnis genommen, noch so gebilligt hätte. Erst nach journalistischen Anfragen an die FDP habe er von dem Dokument erfahren.
Dabei betonte er jedoch, dass er nachträglich kein Problem mit dessen Erstellung habe. Das Strategiepapier sei eines von vielen Papieren gewesen, die sich alle mit unterschiedlichen Szenarien zum Umgang mit der Ampelkoalition beschäftigt hätten. Politisch hätte es jedoch "überhaupt gar keine Bedeutung" gehabt.
Einen Rücktritt lehnte Lindner erneut ab: "Ich habe die Absicht, mich bei meiner Partei zu bewerben als Spitzenkandidat." Stattdessen möchte er mit den Inhalten, für die eine Einigung mit der Ampelkoalition nicht möglich war, "vor die Bürger treten" und in Erfahrung bringen, ob das "bei den Bürgerinnen und Bürgern Unterstützung findet".
Laut RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) findet Lindner Unterstützung bei FDP-Präsidiumsmitglied Marie-Agnes Strack-Zimmermann. "Christian Lindner bleibt der richtige Parteichef und Spitzenkandidat", wird diese zitiert.
- Verwendete Quellen:
- Spiegel: "Lindner-Vertrauter entschuldigt sich für Wortwahl im 'D-Day'-Papier"
- ARD-Sendung Caren Miosga: "Wollten Sie die Wirtschaft oder die FDP retten?"
- RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): "Strack-Zimmermann vergleicht FDP-Krise mit einer Lawine"