Umstrittene BSW-Chefin
Persische Wurzeln und romantische Radtouren: Fünf Fakten, die Sie noch nicht über Wagenknecht wussten
- Veröffentlicht: 07.02.2025
- 15:35 Uhr
- Christopher Schmitt
Ihre Aussagen spalten die Meinungen – und manchmal sogar Parteien. BSW-Chefin Sahra Wagenknecht will mit dem BSW die politische Landschaft umkrempeln. Doch was muss man über die 55-jährige Politikerin noch wissen?
Sie gilt als scharfsinnig und wortgewandt, doch Sahra Wagenknecht polarisiert – schon immer. Früher trat sie als Kommunistin auf, später wurde sie zur Hoffnungsträgerin der Linken – dann kam es zum Bruch. Inzwischen ist die 55-jährige Chefin des nach ihr benannten BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht) und kämpft mit ihrer jungen Partei um den Einzug in den Bundestag bei den Wahlen im Februar. Doch wie tickt die 55-Jährige privat, abseits der großen Politik? Hier kommen fünf Fakten zur ebenso umstrittenen wie bewunderten Politikerin.
Iranische Wurzeln: Sahra statt Sarah
Sahra Wagenknecht kam in Jena als Kind einer deutschen Mutter und eines iranischen Vaters zur Welt. Bereits im Alter von drei Jahren verlor sie ihren Vater, der in seinem Heimatland Iran als verschollen gilt. Im Gespräch mit "t-online" sagte sie über das Verschwinden des Elternteils: "Das war ein großer Verlust. Ich habe als Kind oft an ihn gedacht und war traurig."
Im Jahr 2009, zum Einzug in den Bundestag, ehrte sie ihre persischen Wurzeln mit einer offiziellen Namensänderung: Zuvor noch amtlich unter dem Namen "Sarah Wagenknecht", entsprechend der im Deutschen üblichen Schreibweise, geführt, schreibt sie ihren Vornamen fortan entsprechend der ursprünglichen Namensgebung durch ihre Eltern – mit dem H in der Mitte. Aus Sarah wurde Sahra Wagenknecht.
Als Frida Kahlo in der "Gala"
Sonst eher bekannt für nüchterne politische Statements, entschließt sich Sahra Wagenknecht im Jahr 2013 für ein aufwändiges Fotoshooting – ausgerechnet beim Promi-Blatt "Gala". Dabei wird die damalige Vizechefin der Linken im Stile der legendären Malerin Frida Kahlos inszeniert. Nur wenige Tage vor der damaligen Bundestagswahl präsentierte sich Wagenknecht in den typischen Posen der Mexikanerin, trug einen Blumenkranz und zeigte sich – dem Vorbild entsprechend – mit einer Kurzhaarfrisur.
Frida Kahlo war zeitweise Mitglied der kommunistischen Partei Mexikos, außerdem hatte sie eine Affäre mit Leo Trotzki. Aufgrund ihres selbstbestimmten Lebens gilt sie bis heute als Ikone der Frauenbewegung, verewigt unter anderem in den zahlreichen Kopien ihrer bekannten Selbstporträts. Wie Wagenknecht gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, habe sie durch das Shooting neue Seiten an sich entdeckt. Auf privater Ebene sei sie "sehr emotional" und "jemand, der auch weinen kann".
Politiker-Gatte und Kinderwunsch
Seit 2014 ist Sahra Wagenknecht mit ihrem Politiker-Kollegen Oskar Lafontaine, früher Vorsitzender der Linken, verheiratet. "Oskar ist mein bester Freund", erklärte Wagenknecht im "Gala"-Interview. Gemeinsame Leidenschaften des Paars sind gutes Essen und gemeinsame Fahrradtouren – auch mal über hundert Kilometer. "Durch die Weinberge zu radeln oder an der Saarschleife und der Mosel, das ist wunderschön", schwärmte sie gegenüber "t-online" von ihrem Hobby.
Nachwuchs hat die Politikerin, die ihre Jugend in Ost-Berlin verbrachte, nicht, obwohl sie nach eigenen Angaben "gerne ein Kind gehabt" hätte. Irgendwann sei es "leider zu spät" gewesen, so Wagenknecht im gleichen Interview. "Und vorher ging es mir wie vermutlich vielen Frauen, die im Beruf sehr eingespannt sind: Man denkt, man hat noch viel Zeit." Dann schreite die Zeit voran und plötzlich stelle man fest: "Es ist vorbei." Diese "Leerstelle" werde immer bleiben.
Kumpel aus der Modebranche
Wie sie gegenüber der "SuperIllu" mitteilte, hat Sahra Wagenknecht nicht viel Ahnung von Mode. Dafür kennt die BSW-Gründerin aber jemanden, der sich in der Branche umso besser auskennt: Den Modeschöpfer Wolfgang Joop lernte Wagenknecht bei einer Talkshow kennen, die beiden standen zum Zeitpunkt des Interviews 2020 regelmäßig in Kontakt.
Um Mode sei es bei ihrer Begegnung gar nicht gegangen. "Es stellte sich heraus: Wolfgang Joop beschäftigt sich mit vielen Fragen, mit denen ich mich auseinandersetze. Wir merkten auch, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben, schon biografisch", so Wagenknecht im "SuperIllu"-Gespräch. Seitdem gebe es einen regelmäßigen Austausch zwischen dem Designer und der Politikerin. Joop schicke ihr sogar handschriftliche Briefe. "Die Begegnung mit Wolfgang Joop ist für mich wirklich eine Bereicherung", sagt Wagenknecht.
Kein Problem mit Porsche und Hummer
Im Jahr 2011 ließ Sahra Wagenknecht in einem Interview mit der "Berliner Morgenpost" wissen, auch als bekennende Linke kein Problem mit teuren Statussymbolen zu haben. Damals hatte sich eine Debatte am damaligen Linken-Chef Klaus Ernst – inzwischen übrigens Mitglied beim BSW – entzündet, und seine Genossin sprang ihm zur Seite: Porsche fahren sei nicht anstößig, die Debatte sei "absurd".
Sie selbst wurde kritisiert, weil sie sich Hummer servieren ließ. Einen Widerspruch zur politischen Weltanschauung sieht Wagenknecht darin nicht – für sie ist viel wichtiger, wie das nötige Geld dafür verdient wurde: "Inakzeptabel ist es, wenn ein Linker Hummer isst oder Porsche fährt und das Geld dafür dadurch erwirbt, dass er seine Überzeugungen verkauft." Eine Spitze gegen Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne), die sich laut Wagenknecht von Energiekonzernen "aushalten" lassen würden.
- Verwendete Quellen
- "Berliner Morgenpost": Frau Wagenknecht, darf ein Linker Porsche fahren?
- "Spiegel": "Sahra macht auf Frida"
- SuperIllu: "Sahra Wagenknecht: Rückkehr an die Spitze?"
- "taz": Sahra und die Wörter