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Ukraine-Krieg

Putins brutale Gleitbomben gehen immer öfter auf russischem Gebiet nieder

  • Aktualisiert: 24.06.2024
  • 12:26 Uhr

Anstatt Ziele in der umkämpften Region Charkiw in der Ukraine zu erreichen, sollen zahlreiche russische Gleitbomben auf dem Hoheitsgebiet der Russen zur Explosion gekommen sein.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Rahmen der Offensive in Charkiv hat Russland verstärkt sogenannte Gleitbomben-Langstreckenflugkörper eingesetzt. 

  • Medienberichten zufolge sollen die Gleitbomben nicht nur Ziele in der Ukraine, sondern auch versehentlich Orte auf russischem Boden getroffen haben.

  • Die Bomben bilden eine günstigere Alternative zu Marschflugkörpern.

Inhalt

Das russische Militär setzt seit geraumer Zeit verstärkt auf sogenannte Gleitbomben bei der Offensive um die ukrainischen Region Charkiw. Russische Langstrecken-Gleitbomben erschweren den ukrainischen Streitkräften die Abwehr an der Front. Durch ihre Durchschlagskraft sind ukrainische Soldat:innen auch in den Schützengräben nicht sicher. Ein Vorteil, den das Geschoss bietet, ist die Reichweite, die zwischen 60 und 70 Kilometern beträgt. Dadurch können die Geschosse aus sicherer Entfernung hinter der russischen Grenzlinie Konfrontationen mit ukrainischen Luftabwehrsystemen vermeiden.

Jedoch sollen es Medienberichten zufolge Explosionskörper regelmäßig nicht über die Grenze bis in die Ukraine geschafft haben und auf russischem Territorium explodiert sein. Dabei sollen Häuser zerstört sowie mehrere Menschen verletzt worden sein.

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Was sind Gleitbomben beziehungsweise Freiwafallbomben?

Die Reichweite der sogenannten Gleitbomben liegt bei maximal 70 Kilometern, wie Flug- und Drohnen-Experte Valeriy Romanenko gegenüber der "Deutschen Welle" (DW) angab. Die deutlich kürzere Reichweite im Vergleich zu Marschflugkörpern ist bedingt durch das Fehlen eines eigenen Antriebs der Gleitbomben, wie das "ZDF" berichtet. Taurus-Marschflugkörper, die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) der Ukraine verweigert, könnten hingegen Ziele in bis zu 500 Kilometer Entfernung treffen.

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Russische Bomben treffen Ziele im eigenen Land

Trotz ihrer effektiven Sprengkraft hapert es den ehemaligen sowjetischen FAB-1000-/FAB-1500-Geschossen an Zielgenauigkeit. Durch ihre enorme Sprengkraft ist Präzision für das russische Militär aber ein untergeordnetes Problem. Die Bombe kann auch beim Verfehlen ihrer Ziele um einige Dutzend Meter trotzdem ukrainische Stellungen vollkommen zerstören. Die nachgerüsteten Steuerungssysteme an den Gleitbomben seien fehleranfällig und seien "deutlich unzuverlässiger" als andere Flugkörper, erklärte Ruslan Leviev, Analyst des Conflict Intelligence Team gegenüber dem russischen Nachrichtenmedium Astra, wie "n-tv" berichtet.

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"Die jüngsten Zahlen zeigen, dass die Zielgenauigkeit der Bomben nicht akkurat ist. Herkömmliche Bomben, die durch spezielle Flügel-Ausrüstung und Satelliten-Navigationssysteme zu präzisen intelligenten Bomben geworden sind" hätten nicht annähernd die Präzision wie Langstrecken-Marschflugkörper, wie Waffenexperte Romanenko im Interview mit der Deutschen Welle erklärt.

Auf eigenem Boden: Gleitbomben explodieren in russicher Region Belgorod

Anfang Mai soll es einen versehentlichen russischen Bombenangriff in ein fünfstöckiges Wohnhaus in Schebekino gegeben haben, wie aus Medienberichten hervorgeht. In der 44.000 Einwohner großen Stadt in der Region Belgorod sollen 30 Wohnhäuser beschädigt worden sein. Fünf Menschen seien nach dem versehentlichen Luftschlag in ein Krankenhaus gebracht worden sein, wie die "Kyiv Post" Anfang Mai berichtete.  Russland habe aber der Ukraine die Schuld für den Bombenangriff gegeben.

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Der russischen Nachrichtenagentur Astra zufolge seien diese Zwischenfälle keine Seltenheit. Auch im April gab es in der Region einen ähnlichen Vorfall. Beim Flug eines russischen Su-34-Jagdbombers kam es laut Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti im Flug über der Stadt Belgorod zu einem "versehentlichen" Munitionsabwurf. "Gegen 22:15 Uhr Moskauer Zeit am 20. April, als ein Su-34 Flugzeug der russischen Luft- und Raumfahrtkräfte einen Flug über der Stadt Belgorod durchführte, kam es zu einem Notabwurf eines Kampfmittels", zitierte die Nachrichtenagentur TASS das russische Verteidigungsministerium, wie aus Berichten des US-Nachrichtensenders CNN hervorging.

In den letzten vier Monaten seien 103 der zwischen einer und 1,5 Tonen schweren Sprengkörper über russischen Hoheitsgebiet, verstärkt über der Grenzregionen Belgorod, niedergefallen, berichtete die "Frankfurter Rundschau".

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Neben dem großen Distanzunterschied haben die vielfach eingesetzen Gleitbomben ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu Marschflugkörpern: Sie sind deutlich günstiger und werden deshalb in den letzten Monaten von russischen Truppen vermehrt im Ukraine-Krieg eingesetzt. Laut dem Experten Romanenko kostet einer der aktuell in der Ukraine eingesetzten Flugkörper rund 20.000 US-Dollar. Die Kosten für einen Marschflugkörper belaufen sich auf 600.000 bis hin zu einer Million US-Dollar.

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Deshalb soll die Produktion auf Befehl von Russlands Präsidenten Wladimir Putin im Mai um 40 Prozent angestiegen sein, wie die "Frankfurter Rundschau" berichtete. Medienberichten zufolge geben ukrainische Statistiken an, dass russische Kampfjets seit Jahresbeginn zwischen 50 und 100 Gleitbomben täglich abwerfen.

Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass Russlands Gleitbomben "im Gegensatz zu westlichen 'Hochpräzisions'-Geräten in großen Mengen unter Verwendung ziviler Elektronik hergestellt werden, deren Zuverlässigkeitsanforderungen geringer sind. Dies kann regelmäßig zu solchen Zwischenfällen und Opfern führen", sagte Militäranalyst Leviev laut "n-tv".

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  • Verwendete Quellen:
  • "Frankfurter Rundschau": "Fehlschlag an Ukraine-Front: Russland feuert immer mehr Bomben auf eigenes Gebiet ab"
  • "Frankfurter Rundschau": ""Abwerfen und vergessen": Russland überzieht Ukraine massenhaft mit Gleitbomben"
  • "Kyiv Post": "Belgorod Explosion – Has Russia Bombed Itself Again?" (EN)
  • CNN: "Russian jet accidentally drops bomb on Russian city of Belgorod, state media says" (EN)
  • DW: "Druck auf ukrainische Front durch russische Gleitbomben"
  • ZDF: "Rote Linien für die Ukraine helfen Russland"
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