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Erste Auslandsreise seit Corona

Reist Kim Jong Un hierin zu Putin? Der gepanzerte Spezialzug von Nordkoreas Diktator

  • Veröffentlicht: 07.09.2023
  • 14:25 Uhr
  • Lena Glöckner
Kim Jong Un im gepanzerten Zug seiner Familie.
Kim Jong Un im gepanzerten Zug seiner Familie.© AP

Noch im September könnte Kim Jong Un mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammentreffen. Die große Frage ist, ob er dafür in ein Flugzeug steigen wird. Wahrscheinlicher ist eine 20-stündige Anreise im gepanzerten Zug.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Nordkoreas Machthaber will den russischen Präsidenten im September treffen.

  • Es wird vermutet, dass er Putin in Wladiwostok trifft - und dorthin im gepanzerten Zug anreist.

  • Insgesamt verfügt die Zugspanne über 90 Spezialwaggons, aufgeteilt auf drei Züge.

Die potenzielle Russland-Reise des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un könnte verlaufen wie sein erster Trip dorthin im Jahr 2019 – als ratternde, 20-stündige Fahrt an Bord eines grüngelben, gepanzerten Zuges. Kim könnte offiziellen US-Angaben zufolge im September zu einem Treffen mit Wladimir Putin nach Russland reisen, möglicherweise für Gespräche über nordkoreanische Waffenlieferungen für den Angriffskrieg gegen die Ukraine - es wäre seine erste Auslandsreise seit Beginn der Pandemie.

Im Video: Waffengeschäfte? Kim Jong Un plant wohl Treffen mit Putin in Russland

Waffengeschäfte? Kim Jong Un plant wohl Treffen mit Putin in Russland

US-Berichten zufolge könnte das Treffen in Wladiwostok im Fernen Osten Russlands stattfinden, wo sich Kim und Putin auch im April 2019 getroffen hatten. Dort wird Putin voraussichtlich am alljährlich stattfindenden Östlichen Wirtschaftsforum teilnehmen, das von Sonntag bis Mittwoch auf dem Campus der Fernöstlichen Universität ausgerichtet werden soll. Im Zentrum des Medieninteresses steht nun, wie der 39-jährige Kim dorthin kommen wird.

Zwar ist Kim häufiger per Flugzeug gereist als sein bekanntermaßen flugunwilliger Vater, aber er hat auch für seine früheren Treffen mit Putin, dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump 2018 und 2019 den gepanzerten Zug seiner Familie genutzt und damit ein altes Symbol wiederbelebt, das seit langem zur Familiendynastie gehört.

Über das veraltete Schienennetz zum Grenzfluss

Auch Putin meidet seit Beginn seines Angriffskrieges in der Ukraine Anfang 2022 Flugzeuge und reist in einem gepanzerten Sonderzug, wie Gleb Karakulow, Überläufer aus Putins geheimem Elite-Wachschutz, berichtet. Zu seinem früheren Treffen mit Putin war Kim einen Tag unterwegs, von der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang über das veraltete Schienennetz des Landes entlang der Ostküste bis zur Überquerung des Grenzflusses nach Russland.

Um Xi zu treffen, reiste Kim 2018 und 2019 viermal nach China – zweimal per Zug und zweimal in seinem Privatjet aus russischer Produktion. Im Juni 2018 lieh er sich eine chinesische Boeing 747, um zu seinem ersten Gipfeltreffen mit Trump in Singapur zu fliegen, da sein eigenes Flugzeug angeblich als zu unsicher galt. Zu seinem zweiten Treffen mit Trump im Februar 2019 im vietnamesischen Hanoi reiste Kim zweieinhalb Tage per Zug an.

Kims Treffen mit Xi und Putin standen im Zusammenhang mit seiner riskanten Diplomatie mit Trump, als er versuchte, seine Atomwaffen für wirtschaftliche Vorteile einzusetzen. Nach dem Treffen in Hanoi stoppten die Kim-Trump-Gespräche.

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Kims Vater starb im Zug

Seit Schließung seiner Grenzen Anfang 2020 zum Schutz vor der Corona-Pandemie traf Kim keinen ausländischen Staatschef mehr. Sein potenzieller zweiter Trip nach Russland könnte ein Hinweis auf die Wiederaufnahme der Gipfeltreffen-Diplomatie sein, womöglich gebe es auch eine Reise nach China für ein Treffen mit Xi, sagt Yang Moo Jin, Präsident der Universität für Nordkorea-Studien in Südkorea.

Kim könnte seine Reise zu Putin in diesem grün-gelben gepanzerten Zug bestreiten - einem Symbol für die dynastische Führung seiner Familie.
Kim könnte seine Reise zu Putin in diesem grün-gelben gepanzerten Zug bestreiten - einem Symbol für die dynastische Führung seiner Familie. © AP

Kims Vater Kim Jong Il unternahm während seiner 17-jährigen Herrschaft rund ein Dutzend Auslandsreisen, fast alle nach China und alle per Zug. Den nordkoreanischen Staatsmedien zufolge starb Kim Jong Il während einer Zugreise 2011 an einem Herzinfarkt. Nach einem 2002 veröffentlichten Bericht des russischen Beamten Konstantin Pulikowski, der Kim Jong Il auf einer dreiwöchigen Reise nach Moskau 2001 begleitete, waren Kisten mit teurem französischen Wein an Bord, und die Passagiere schlemmten Hummer und gegrilltes Schweinefleisch.

90 Spezialwaggons in drei Zügen

Wichtigstes Merkmal des Zuges soll jedoch die Sicherheit sein: Nach südkoreanischen Medienberichten verfügt Nordkorea über insgesamt 90 Spezialwaggons und setzt drei Züge hintereinander ein, wenn ein Machthaber reist – einen Vorauszug zur Kontrolle der Schienen, den Zug mit dem Machthaber und seinem unmittelbaren Gefolge und einen dritten für alle anderen Reisenden. Damit der Machthaber Anweisungen erteilen und Besprechungen abhalten kann, sind Hightech-Kommunikationsgeräte und Flachbildschirme installiert.

Ein lebensgroßes Modell eines Zugwaggons ist dauerhaft in einem Mausoleum am Stadtrand von Pjöngjang ausgestellt, wo Kim Jong Il und sein Vater und Staatsgründer Kim Il Sung aufgebahrt sind.

Eine Fahrt nach Wladiwostok dauert etwa 20 Stunden.
Eine Fahrt nach Wladiwostok dauert etwa 20 Stunden.© AP

Ob Kim Jong Un wieder mit dem Zug nach Russland reisen würde, war zunächst unklar. Als er im Mai 2018 zu seinem zweiten Treffen mit Xi nach Dalian im Nordosten Chinas jettete, war er damit der erste nordkoreanische Machthaber seit 32 Jahren, der per Flugzeug ins Ausland reiste. Zuvor war Kim Il Sung 1986 in die Sowjetunion geflogen.

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Treffen schon nächste Woche in Wladiwostok?

Kim Jong Un, der einige Jahre in der Schweiz zur Schule ging, soll als Teenager häufig per Flugzeug gereist sein. Seit seinem Amtsantritt nach dem Tod seines Vaters im Dezember 2011 flog er auch gelegentlich innerhalb Nordkoreas. Sein offizielles Flugzeug ist eine umgebaute Version der IL-62 aus sowjetischer Produktion, das in Nordkorea "Chammae-1" (Habicht) genannt wird, nach dem nordkoreanischen Nationalvogel.

Südkoreanischen Medien zufolge hat das Flugzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 900 Kilometern pro Stunde und kann etwa 200 Personen befördern. Seine maximale Reichweite beträgt rund 9.200 Kilometer, aber Berichten zufolge ist es noch nie so weit geflogen. Staatlichen Medien zufolge war Kim an Bord der "Chammae-1", um Flugzeugen der Luftwaffe bei Wettbewerben zuzuschauen und Bauarbeiten in Pjöngjang zu kontrollieren.

Einige Analysten bezweifeln, dass Kim nächste Woche mit Putin am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums zusammentreffen wird, da er und seine Vorgänger bei ihren seltenen Auslandsreisen Gipfeltreffen unter vier Augen bevorzugen. Dennoch wachsen die Erwartungen an ein Treffen, da sich die Interessen Kims und Putins vor dem Hintergrund ihrer sich vertiefenden Spannungen mit den USA immer weiter angleichen.

:newstime
  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur AP
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