Besonders grausame Methode
USA führt zum dritten Mal Hinrichtung mit Stickstoff durch
- Veröffentlicht: 22.11.2024
- 16:46 Uhr
- dpa
Hinrichtung per Stickstoff: Augenzeugen beschreiben die Methode als besonders grausam. Die Tochter des Mordopfers spricht sich gegen die Todesstrafe aus.
Das Wichtigste in Kürze
Die USA vollstrecken bereits die dritte Hinrichtung eines Menschen mit Stickstoff.
Augenzeugen berichten von einem minutenlangen Todeskampf bei dieser Hinrichtungsart.
Selbst die Tochter des Mordopfers fordert das Ende der Todesstrafe in den USA.
Zum dritten Mal ist in den USA ein zum Tode verurteilter Mensch mit Stickstoff hingerichtet worden. Der 50 Jahre alte Carey Grayson starb am Donnerstagabend (21. November, Ortszeit) in einer Strafanstalt in Alabama, wie das Justizministerium des US-Bundesstaates mitteilte. Bei der umstrittenen Prozedur wird einer Person über eine Gesichtsmaske Stickstoff zugeführt - die Folge ist Tod wegen Sauerstoffmangels.
Selbst Tochter des Mordopfers spricht sich gegen Todesstrafe aus
Grayson war zusammen mit drei Mittätern wegen der Ermordung und Verstümmelung einer Anhalterin im Jahr 1994 verurteilt worden. Er war damals 19. Die anderen waren noch minderjährig und sitzen lebenslange Haftstrafen ab. Die Tochter des Opfers sagte laut Medienberichten, die Ermordung ihrer Mutter habe der Familie viel Leid zugefügt. Gleichzeitig sprach sie sich aber gegen die Todesstrafe aus: "Die Ermordung von Häftlingen unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit muss aufhören."
Die Anwälte Graysons hatten versucht, einen Aufschub der Exekution zu erreichen und argumentiert, die Hinrichtungsmethode sei unmenschlich, weil die Verurteilten bei Bewusstsein erstickten. Der Oberste Gerichtshof der USA lehnte das ab. Alabamas Justizminister Steve Marshall beschrieb den 50-Jährigen als ein "Monster" und sagte, mit der Hinrichtung sei der Gerechtigkeit Genüge getan.
Grausamer, minutenlanger Todeskampf
In Alabama waren dieses Jahr bereits zwei weitere verurteilte Straftäter mit dieser neuen Methode exekutiert worden. Augenzeugen sprachen jeweils von einem minutenlangen Todeskampf. Nach der ersten Stickstoff-Hinrichtung in dem südlichen Bundesstaat hatte das UN-Menschenrechtsbüro vor einer Verbreitung dieser Methode gewarnt. "Wir läuten die Alarmglocken, weil dies möglicherweise eine Form von menschenrechtswidriger Folter darstellt", sagte UN-Menschenrechtssprecherin Ravina Shamdasani damals.
Nach Angaben des Informationszentrums zur Todesstrafe hat es seit 1976 in den USA 1.603 Hinrichtungen gegeben. Bislang haben 23 der 50 US-Bundesstaaten die Todesstrafe abgeschafft. In mehreren anderen Bundesstaaten wird sie de facto nicht mehr vollstreckt.