Exklusives Interview
"Zivile Opfer auf beiden Seiten wird es geben": Israelischer Major zeichnet düsteres Bild
- Veröffentlicht: 11.10.2023
- 16:50 Uhr
- Anne Funk
Nach den Angriffen der Hamas schlägt Israel mit aller Härte zurück. Zivile Opfer ließen sich dabei nicht komplett vermeiden, wie der Sprecher der IDF im :newstime-Interview bestätigt. Man versuche aber, bei den Angriffen "so präzise wie möglich" vorzugehen.
Mit ihrem Angriff auf Israel überraschte die islamistische Hamas das Land im Nahen Osten und schockierte mit brutaler Gewalt, vor allem auch gegen Zivilist:innen. Zahlreiche Menschen wurden entführt, auf israelischer Seite gibt es bereits mehr als 1.000 Opfer. Nur wenig Zeit verging, bis Israel mit aller Härte zurückschlug. Doch was genau plant die israelische Armee? Darüber sprach :newstime-Reporter Adrian Kriesch vor Ort in Tel Aviv mit dem Sprecher der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), Arye Shalicar.
Auf konkrete Pläne der Armee könne er natürlich nicht eingehen, so Shalicar. Es stehe aber fest, "dass über 300.000 Reservisten einberufen wurden - ich einer von ihnen - um jetzt in dieser Situation gegen die Terrororganisation vorzugehen". Vor allem gehe es um die "entführten Israelis, die sich jetzt gerade im Gazastreifen befinden, und natürlich über 1.000 ermordete Israelis, denen wir es schuldig sind".
Feind solle über Vorgehen im Dunkeln gelassen werden
Eine Bodenoffensive sei dabei nur eine Möglichkeit von vielen, so der Major der israelischen Streitkräfte. "Es gibt sehr viele Szenarien, auch Bodenoffensive als Wort kann man noch mal in verschiedene Szenarien aufteilen", so Shalicar. Im Krieg herrsche "sehr viel Nebel". Dabei sei es wichtig, dass der Feind "nicht unbedingt genau wissen" müsse, "was wir vorhaben in den nächsten Tagen, Wochen, eventuell Monaten".
Viele Zivilist:innen wurden bereits bei den Angriffen verletzt oder getötet. Verhindern, dass bei israelischem Beschuss des Gazastreifens weitere Menschen zu Opfern werden, könne man aber wohl nicht, so der Armeesprecher weiter. "Zivile Opfer auf beiden Seiten der Grenze wird es leider geben." Dabei betonte er den Unterschied, dass die Terrororganisationen auf der anderen Seite "auf die Zivilbevölkerung schießen, mit dem Willen uns zu ermorden". Die israelische Armee versuche bei ihren Angriffen "so präzise wie möglich zu sein und nur die Terrorinfrastruktur der Hamas und des Islamischen Dschihads zu treffen". Das Problem dabei sei allerdings, dass "die Terroristen ihre eigenen Menschen, Kinder, Frauen als Schutzschilde benutzen".
Optimismus schwindet
Nun die Geiseln aus den Händen der Hamas zu befreien, sei eines der obersten Ziele Israels. Ob es bereits Verhandlungen dazu gebe, dazu wollte Shalicar allerdings keine Stellung nehmen. Doch versuche er, optimistisch zu bleiben, was die Befreiung der Geiseln betrifft. Das falle ihm immer schwerer angesichts der Bilder, die er in den vergangenen Tagen gesehen und der Details, die erfahren habe.
Warum die Hamas die Geiseln genommen hat, dazu hat Shalicar eine klare Meinung. Es handle sich um eine "radikal islamistische Terrororganisation", welche "in ihrem strategischen Denken zwei Dinge vor Augen" habe. "Das eine ist Morden, und das zweite ist Entführen". Die entführten Israelis würden von ihnen als "Trophäe" benutzt.
Das komplette Interview von :newstime-Reporter Adrian Kriesch mit Arye Shalicar sehen Sie oben im Video.