Rücksicht war gestern
Aggressives Verhalten im Straßenverkehr nimmt zu
- Veröffentlicht: 14.11.2023
- 03:57 Uhr
- Franziska Hursach
Hupen, drängeln, dicht auffahren: Eine Studie zum Verhalten der Deutschen im Straßenverkehr hat beunruhigende Ergebnisse geliefert.
Das Wichtigste in Kürze
Die Bereitschaft zu aggressivem Verhalten auf Deutschlands Straßen hat zugenommen.
Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Unfallforschung der Versicherer.
Eine Mehrheit der Verkehrsteilnehmer:innen fühle sich dennoch sicher.
Eine aktuelle Umfrage zeigt: Die Menschen im deutschen Straßenverkehr zeigen häufiger aggressives Verhalten als in den vergangenen Jahren. Das ergab eine Studie des Instituts O.trend im Auftrag der Unfallforschung der Versicherer. So gaben 56 Prozent der Befragten an, dass sie schneller fahren als sonst, wenn sie sich ärgern.
Der Leiter der Unfallforschung der Versicherer, Siegfried Brockmann, sagte hierzu laut der Deutschen Presse-Agentur: "Bei dieser Frage müsste man doch eigentlich klar sagen: 'Nein, das trifft nicht zu.'"
Das Auto ist kein angemessener Ort, um Aggressionen loszuwerden.
Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer
Des Weiteren stimmten 44 Prozent der Deutschen der Aussage "Drängelt mich die Person hinter mir, trete ich kurz auf die Bremse, um diese zu ärgern", zu.
Mit Lichthupe drängeln – kein Problem für viele Fahrer
21 Prozent gaben an, dass sie beim Überholen auf der Autobahn auch mal mit Lichthupe und Blinker auf sich aufmerksam machen – ein Plus von neun Prozentpunkten im Vergleich zu 2016.
Rund 31 Prozent gaben zu, gelegentlich aufs Gaspedal zu treten, wenn sie überholt werden.
34 Prozent der Befragten sagten, dass sie auf "notorische Linksfahrer" auch mal dicht auffahren, damit diese die Überholspur frei machen – ein Plus von acht Prozentpunkten zu 2016.
Brockmann hält diese Aussagen für "vollkommen inakzeptabel". Damit nehme man aus Ärger oder zum eigenen Vorteil die Verletzung oder gar den Tod in anderer in Kauf. Man müsse nun beraten, wie sich die Situation verbessern ließe.
Mehrheit fühlt sich dennoch sicher
Eine Mehrheit der Verkehrsteilnehmer:innen in Deutschland fühlt sich dennoch sicher oder sehr sicher im Straßenverkehr. Der Wert erhöhte sich von 55 Prozent im Jahr 2019 geringfügig auf 56 Prozent. Grundsätzlich fühlen sich Männer mit einem Anteil von 64 Prozent deutlich sicherer als Frauen mit 49 Prozent.
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Vor allem eine Null-Promille-Grenze für alle Kraftfahrer:innen halten viele für eine gute Maßnahme – 68 Prozent aller Befragten zeigten sich dafür offen. Im Jahr 2019 waren es allerdings noch 76 Prozent
Für ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde waren 53 Prozent der Befragten. Tendenziell stehen ältere Menschen strengeren Tempolimits offener gegenüber als jüngere Befragte.
Für die repräsentative Umfrage wurden zwischen dem 2. Juni und 2. Juli deutschlandweit 2.002 Menschen ab 18 Jahren befragt.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa