Labor-Kreatur
Ausgestorbene "Schattenwölfe": US-Forscher beleben Grauwolf-Art wieder
- Aktualisiert: 09.04.2025
- 09:17 Uhr
- Kira Born
Weißes Fell, wie die "Schattenwölfe" aus einer Fantasy-Serie? Diese ausgestorbene Wolfsart will ein US-Unternehmen wiederbelebt haben. Und dort hören die Pläne der Forschenden nicht auf.
Die Wissenschaft versucht immer wieder, einst ausgestorbene Arten wieder zum Leben zu erwecken. Einem Forschenden-Team aus den Vereinigten Staaten ist das jetzt bei einer, für viele Fans der Fantasyserie "Game of Thrones" bekannten, Wolfsart gelungen.
Drei Jungwölfe mit hellem Fell wurden jetzt von einer US-Firma als wiederbelebte "Schattenwölfe" vorgestellt. Dabei handelt es sich um gentechnisch veränderte Grauwölfe, die einige Gene jener vor etwa 12.000 Jahren ausgestorbenen Art - englisch "dire wolf" ("Schrecklicher Wolf") genannt - aufweisen.
"Schattenwölfe" made in Dallas?
Das auf derartige Projekte spezialisierte US-Unternehmen Colossal Biosciences mit Sitz in Dallas hat die Hybriden nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Insgesamt handelt es sich bislang um drei genetisch veränderte Grauwölfe: die bereits Anfang Oktober geborenen Rüden Romulus und Remus sowie das Ende Januar zur Welt gekommene Weibchen Khaleesi.
Das Unternehmen spricht von den ersten Schattenwölfen seit der Zeit des Pleistozäns, das vor etwa 10.000 Jahren endete. Ihren ausgestorbenen "Vorfahren" der Art Aenocyon dirus, die einst in Nordamerika lebte, ähneln die drei Jungtiere nach Angaben des Unternehmens mit dem dichten hellen Fell, einer größeren Statur und angeblich auch mit einem speziellen Heulen.
US-Unternehmen belebte bereits die ausgestorbene "Wollhaarmaus" wieder
Für Aufsehen gesorgt hatte Colossal Biosciences schon Anfang März einmal - mit der "Wollhaarmaus", gentechnisch veränderten Mäusen, deren Fellstruktur der von Wollhaarmammuts ähneln soll.
Für die nun präsentierten Wölfe hatte das Unternehmen Genomreste von zwei "Schattenwölfen" sequenziert, die vor 13.000 Jahren und vor 72.0000 Jahren im Gebiet der heutigen USA lebten. Durch Vergleiche mit heutigen Wölfen ermittelte das Team nach eigenen Angaben, welche genetischen Eigenschaften typisch für die ausgestorbene Art waren.
Schließlich veränderten sie das Erbgut von Grauwölfen (Canis lupus) an 20 Stellen in 14 Genen entsprechend. Insgesamt enthält das Erbgut von Grauwölfen etwa 19.000 Gene. Die entstandenen Mischlinge, Hybriden genannt, sind also weitaus enger mit dem Grauwolf als dem Schrecklichen Wolf verwandt.
Die veränderten Zellkerne wurden in entkernte Eizellen gepackt, zunächst entwickelten sich nach Angaben des Unternehmens 45 Embryonen. Diese wurden Hundemüttern eingepflanzt. Die am Ende noch resultierenden drei Jungwölfe leben den Angaben zufolge in einem Gehege, dessen Standort nicht mitgeteilt wurde.
Fachwelt reagiert skeptisch auf die Hybriden-Wölfe
Unabhängige Fachleute kommentieren die Präsentation der Tiere kritisch. Es handle sich nur um Hybrid-Grauwölfe mit einigen womöglich schattenwolfähnlichen Eigenschaften, erklärte Nic Rawlence von der neuseeländischen Universität Otago. Dass die speziellen Eigenheiten tatsächlich von "Schattenwölfen" stammten, sei lediglich eine Vermutung, betonte der Zoologe.
"Um etwas wirklich wieder aufleben zu lassen, müsste man es klonen", sagte Rawlence. "Das Problem ist, dass wir ausgestorbene Tiere nicht klonen können, weil die DNA nicht gut genug erhalten ist." Selbst wenn man das Genom sequenziere, lasse sich die DNA nicht in ausreichend großen Stücken extrahieren, wie das bei einem lebenden Tier möglich sei, meint der Wissenschaftler.
Viel sinnvoller als der Ansatz des Unternehmens sei es, Technologien und Wege dafür zu entwickeln, die das Aussterben von Arten verhindern. Also das zu erhalten, was wir noch haben.
Philip Seddon, ebenfalls von der Universität Otago, spricht zwar von erstaunlichen technologischen Fortschritten, aber: "Die süßen Welpen Romulus, Remus und Khaleesi sind keine Schattenwölfe - sie sind genetisch veränderte Grauwölfe." Beide Arten seien nicht einmal nahe verwandt, der letzte gemeinsame Ahne habe wahrscheinlich vor rund sechs Millionen Jahren gelebt.
Unternehmen will mammutähnliche Elefanten herstellen
Colossal Biosciences wurde mitgegründet vom Harvard-Forscher George Church, der international berühmt wurde durch seine Ankündigung, einen kälteresistenten Elefanten erschaffen zu wollen, der wie ein Mammut aussieht und sich möglichst auch ähnlich verhält. Ein Schritt hin zu diesem Ziel sollten die vor einem Monat vorgestellten Wollhaarmäuse mit ihrem goldgelben Zottelfell sein.
Bei den Mäusen waren Gene so verändert worden, dass ihre Haartextur und Farbe etwas der von Mammuts ähneln.
- Verwendete Quellen:
- New York Times: "Scientists Revive the Dire Wolf, or Something Close"
- Nachrichtenagentur dpa