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Unerwarteter Anruf

Um russische Marine-Parade zu schützen: Putins Minister ersucht USA um Hilfe

  • Aktualisiert: 09.08.2024
  • 11:36 Uhr
  • Christina Strobl
Der russische Verteidigungsminister und Wirtschaftsexperte Andrej Beloussow kontaktierte seinen US-amerikanischen Amtskollegen Lloyd Austin.
Der russische Verteidigungsminister und Wirtschaftsexperte Andrej Beloussow kontaktierte seinen US-amerikanischen Amtskollegen Lloyd Austin.© Igor Palkin/Russian Orthodox Church Press Service/AP/dpa

US-Verteidigungsminister Austin hat einen überraschenden Anruf von seinem russischen Amtskollegen Beloussow erhalten. Austin sollte offenbar Einfluss auf die Ukraine nehmen. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der russische Verteidigungsminister rief kürzlich offenbar seinen US-Amtskollegen an. Er bat, eine mögliche Operation der Ukraine am Tag der Marine-Parade in St. Petersburg zu verhindern.

  • Das Pentagon wusste nichts von einer geplanten Aktion der Ukraine, reagierte aber wohl trotzdem.

  • Einer der stellvertretenden Außenminister Russlands reagierte zumindest zufrieden mit dem Ergebnis des Telefonats.

Damit die alljährliche russische Marine-Parade ohne Zwischenfälle stattfinden konnte, unternahm Russlands Verteidigungsminister Andrej Beloussow einen überraschenden Schritt. Der Getreue von Kreml-Machthaber Wladimir Putin rief seinen US-amerikanischen Amtskollegen Lloyd Austin an, um ihn um etwas zu bitten.

Im Pentagon wusste niemand von einer ukrainischen Operation

Er möge bitte dafür sorgen, dass eine geplante Operation während der Parade nicht stattfinden würde. Die Ukraine sollte laut Russland hinter dem Plan stecken. Das berichtete die "Frankfurter Rundschau" am Donnerstag (8. August). Gegenüber der "New York Times" sagten US-Beamte jedoch, dass im Pentagon niemand von einem solchen Plan der Ukraine gewusst habe. Sergej Rjabkow, einer der zehn stellvertretenden russischen Außenminister, soll laut dem ukrainischen Online-Militärmagazin "Militarnyj" gesagt haben, dass auch Austin von der Möglichkeit einer geplanten Operation überrascht gewesen sei. Jedoch habe er die Gefahr auch ernst genommen, sodass Washington die Ukraine schließlich kontaktiert habe.

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Droht eine Eskalation?

Putin droht dem Westen: Kremlchef spricht von atomaren Mittelstreckenraketen

Die geplante Stationierung von US-Waffensystemen in Deutschland sorgt in Russland weiter für Empörung. Präsident Putin droht dem Westen jetzt mit einer harschen Reaktion.

  • 29.07.2024
  • 10:44 Uhr

Die militärische Marine-Parade fand Ende Juli in St. Petersburg statt. Neben der Präsentation von Dutzenden russischen Kriegsschiffen nahm Kremlchef Wladimir Putin dies auch zum Anlass, um auf die für 2026 geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland zu reagieren. Dabei drohte er, Russland werde im Fall einer Umsetzung der Pläne "spiegelgerecht" reagieren und sich einem früheren Verbot landgestützter atomarer Mittelstreckenwaffen nicht mehr verpflichtet fühlen.

Neben russischen Kriegsschiffen nahmen auch Schiffe aus China, Indien und Algerien sowie Delegationen aus weiteren Staaten teil. Die Waffenschau, die jährlich am Tag der Marine, dem letzten Sonntag im Juli stattfindet, soll eine Machtdemonstration des größten Landes der Welt sein. In ganz Russland beteiligen sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums etwa 200 Kriegsschiffe verschiedener Klassen, mehr als 100 Einheiten Kampftechnik und etwa 15.000 Angehörige der Streitkräfte. Die russische Kriegsmarine reicht bis in Zarenzeiten zurück und ist mehr als 300 Jahre alt.

Rjabkow ist zufrieden mit dem Intervenieren der USA

Unklar ist jedoch, ob tatsächlich eine Operation bei der Parade geplant war. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Ukraine nicht all ihre Pläne veröffentlichen würde, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Auch mehrere Angriffe rund um die Krim und Attacken auf russisches Territorium seien nicht öffentlich kommuniziert worden, seien also für Kiews Bündnispartner überraschend gekommen.

Rjabkow habe laut der russischen Nachrichtenseite "Interfax" jedoch einen positiven Effekt festgestellt: Bei der militärischen Parade, bei der auch Putin teilnahm, gab es keine Angriffe, wohl weil die USA die Ukraine kontaktiert hätten. Dies stelle die womöglich erste positive Aussage über die Vereinigten Staaten von Seiten eines russischen Politikers seit Monaten dar, so die "FR". 

Im Video: Ukraine startet "größte grenzüberschreitende Offensive" - So reagiert Putin

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Eine Freundschaft wird es zwischen den Verteidigungsministern nicht geben

Laut "Militarnyj" traf die Ukraine am Tag der Parade dennoch Ziele in Russland. Zum einen soll ein Öl-Depot in der Region Kursk und eine Öl-Raffinerie in der Stadt Kstowo getroffen worden sein - aber eben nicht die Parade.

Wie die "New York Times" berichtete, hatte Austin nur wenige Wochen zuvor den neuen russischen Verteidigungsminister Beloussow kontaktiert, um die "Kommunikationswege offenzuhalten".  Beloussow folgte im Mai dieses Jahres auf Sergej Schoigu als russischer Verteidigungsminister. Eine regelmäßige Kommunikation zwischen den beiden Verteidigungsministern dürfte es in Zukunft wohl dennoch nicht geben. "Alle Kontakte mit amerikanischen Vertretern auf höherer staatlicher und politischer Ebene haben rein utilitaristische Ziele. Der jüngste Kontakt der Verteidigungsminister war keine Ausnahme", stellte Rjabkow laut der russischen Nachrichtenagentur "Tass" dar.

  • Verwendete Quellen:
  • "The New York Times"
  • Nachrichtenagentur dpa
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