Ausschluss von Stipendiaten
"Hysterisch": China weist Sorge vor Spionage durch Studenten zurück
- Veröffentlicht: 13.08.2023
- 12:14 Uhr
- Nelly Grassinger
Eine deutsche Universität nimmt künftig keine Studenten eines Stipendienprogramms aus China mehr auf. Der chinesische Botschafter bezeichnet das Vorgehen als Hysterie.
Das Wichtigste in Kürze
Die Universität Erlangen-Nürnberg nimmt künftig keine Studenten eines Stipendienprogramms aus China auf.
Grund für die Entscheidung seien Sicherheitsbedenken gewesen.
Der chinesische Botschafter in Deutschland appelliert an die Politik, "die Finger von den Studenten zu lassen".
Der chinesische Botschafter in Deutschland, Wu Ken, hat Befürchtungen vor Spionage durch chinesische Studenten zurückgewiesen. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) habe angedeutet, dass chinesische Studenten eine Spionagegefahr darstellten, sagte der Diplomat der "Berliner Zeitung" am Samstag, den 12. August.
Zugleich habe der Verfassungsschutz einen Sicherheitshinweis veröffentlicht, in dem eine chinesische Behörde als Nachrichtendienst eingestuft worden sei. "Solch ein Vorgehen ist meines Erachtens hysterisch, wahnsinnig und eine Sinophobie geworden, die behandelt werden muss." Der Sicherheitshinweis sei nichts als eine politische Farce und vergifte die Kooperationsatmosphäre.
Solches Vorgehen stigmatisiert nicht zuletzt bestimmte Gruppen. Daher mein Appell an manche deutsche Politiker und Behörden: Sie sollen sich um ihre eigenen Aufgaben kümmern und die Finger von den Studenten lassen."
Wu Ken, chinesischer Botschafter in Deutschland, laut dpa
Ausschluss chinesischer Student:innen
Stark-Watzinger hatte Ende Juli in einem Interview die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg gelobt. Seit 1. Juni gilt dort der Beschluss, Personen auszuschließen, die vom Chinese Scholarship Council (CSC) alleinfinanziert werden. Das Stipendienprogramm CSC vergibt Stipendien und untersteht dem Bildungsministerium des Landes. Es sei ein strategisches Instrument Chinas, mit dessen Hilfe technologische Lücken geschlossen werden sollen, indem Wissen aus dem Ausland gewonnen werde, warnte Stark-Watzinger damals. Zudem könnten die Stipendiaten die im deutschen Grundgesetz verankerte Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit nicht vollumfänglich ausüben.
Botschafter kritisiert China-Strategie der Regierung
Angesprochen auf die unlängst vorgelegte China-Strategie der Bundesregierung sagte der Botschafter der Zeitung: "Wenn Deutschland China als Wettbewerber und systemischen Rivalen betrachtet, entspricht dies nicht den Interessen beider Länder. Wir hoffen daher, dass Deutschland eine rationale China-Politik verfolgt. Eine China-Strategie aus ideologischer Sicht wird nur zu Missverständnissen führen und Fehlinterpretationen verstärken."
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa