Krieg in der Ukraine
Experte: Putin könnte im Winter 100.000 Soldaten verlieren
- Aktualisiert: 30.11.2022
- 09:46 Uhr
- Joachim Vonderthann
Der Winter in der Ukraine ist vor allem für die vom russischen Angriffskrieg betroffene Bevölkerung eine riesige Herausforderung. Aber auch Putins schlecht ausgerüstete Armee leidet unter der kalten Jahreszeit. Experten prophezeien, Russland könnte in diesem Winter bis zu 100.000 Soldaten verlieren.
Das Wichtigste in Kürze
Die kalte Jahreszeit erschwert die Kriegsbedingungen in der Ukraine erheblich.
Ein Militärexperte glaubt, dass Putin im Winter 100.000 weitere Soldaten verlieren könnte.
Als Grund nennt er unter anderem die schlechte Ausrüstung der russischen Armee.
Ständige russische Angriffe auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine, Stromausfälle und bittere Kälte mitten im Winter: Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nennt die Kriegstaktik von Kremlherrscher Wladimir Putin jetzt sogar einen "Bruch der Zivilisation" - ein Begriff, der häufig im Zusammenhang mit dem Holocaust verwendet wird.
100.000 tote Russen im Winter?
Aber nicht nur ukrainische Zivilisten und die Soldaten des Landes leiden extrem unter den niedrigen Temperaturen. Auch Russlands oftmals schlecht ausgerüstete Armee wird massiv von den Wintermonaten betroffen sein.
Der italienische Militärexperte Thomas Theiner prophezeit, dass Putin im Winter 100.000 seiner Soldaten verlieren könnte. Und er nennt auf Twitter sieben Gründe für seine These.
1. Die fehlende Winterkleidung der russischen Truppen. Die Folge: Tod durch Unterkühlung. Der russische Staat kann kaum für seine Soldaten sorgen, wie die "Bild" ergänzt. Familien müssten für die Ausrüstung gerade der frisch rekrutieren Russen sorgen.
2. Die miese russische Logistik. Es mangel laut Theiner an einfachen Dingen wie warmem Tee und Essen sowie warmen Schlafsäcken. Auch das führe zu tödlichen Unterkühlungen.
Putins Soldaten fehlt es an Kleidung
3. Keine Unterstände oder Unterschlüpfe. Laut "Bild" müssen schon jetzt zahlreiche Soldaten von Putin im Freien schlafen - und die ganz kalten Tage kommen erst noch. Im vergangenen Jahr seien die Temperaturen etwa in Donezk auf bis zu minus 15 Grad gesunken.
4. Der gefrorene Boden. Die russischen Soldaten können keine Unterschlüpfe in den Untergrund graben und müssen auf dem Boden schlafen. Auch dies führt Theiner zufolge zu vielen Kältetoten.
5. Fehlendes Feuer. Die russischen Truppen könnten kein offenes Feuer machen, so Theiner. Denn den Rauch würde ihre Position verraten und sie zum leichten Ziel für ukrainische Drohnen oder Artillerie machen.
6. Die effektivere Artillerie. Im Gegensatz zum Sommer können sich auf gefrorenem Boden die Geschosse nicht in den Boden graben, bevor sie explodieren. Dadurch würden mehr Granaten -Teile durch die Luft fliegen und so mehr Menschen töten, twittert Theiner.
7. Keine Schützenlöcher. Der gefrorene Boden verhindert, dass sich russische Soldaten einbuddeln können. Sie können somit leichter von ukrainischen Geschossen getroffen werden.
Kampfpause würde nur Russland helfen
Theiner schreibt weiter, Putin wisse um die katastrophalen Folgen des Winter-Krieges für seine Armee und strebe deshalb eine Unterbrechung der Kämpfe an. "Putin weiß das und will den Krieg unbedingt bis zum Frühjahr unterbrechen. Darum forderten alle seine Speichellecker Verhandlungen der Ukraine mit Russland, um den Krieg zu stoppen."
Diesen Forderungen dürften die Ukraine und der Westen aber niemals nachgehen, forderte Theiner: "Keine Verhandlungen! Keine Kampfpause! Der Winter wird der Ukraine helfen, große Landstriche zu befreien."
Auch der britische Ex-Offizier Richard Kemp sieht die russische Armee im Krieg in der Ukraine im Nachteil. "Kleidung für kaltes Wetter hält Soldaten am Leben", so der Militär-Experte im britischen "Telegraph". Die ukrainischen Männer seien hingegen "meist gut ausgerüstet, oft mit Vorräten, die von ihren Verbündeten geschickt wurden".
Ukrainer oftmals besser ausgerüstet
US-Generalstabschef Mark Milley hatte kürzlich die bisherigen russischen Verluste auf rund 100.000 getötete oder verwundete Soldaten beziffert. Das Gleiche gelte wahrscheinlich auch für die ukrainische Seite, ergänzte er. Zudem kam Milley zufolge rund 40.000 ukrainische Zivilisten seit dem russischen Einmarsch im Februar ums Leben.
In seiner allabendlichen Rede sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstagabend: "In diesem Jahr wird Russland hunderttausend getötete Soldaten verlieren und Gott weiß wie viele Söldner." Sollten die Thesen von Ukraine-Kenner Theiner zutreffen, werden es im Winter noch einmal 100.000 mehr sein.
Verwendete Quellen:
- Thomas Theiner auf Twitter
- Nachrichtenagentur dpa
- "Bild"-Bericht