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Erwerbstätigkeit von Älteren stark gestiegen

Sind niedrige Renten schuld? Immer mehr Menschen arbeiten auch im Alter

  • Veröffentlicht: 19.02.2024
  • 12:41 Uhr
  • Clarissa Yigit
Ältere Menschen ab 63 Jahre gehen weiterhin arbeiten.
Ältere Menschen ab 63 Jahre gehen weiterhin arbeiten.© Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Immer mehr Menschen im rentenfähigen Alter - zwischen 63 und 67 Jahren - gehen weiterhin einer Beschäftigung nach. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der älteren Arbeitnehmer:innen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

  • Grund für die verlängerte Lebensarbeitszeit ist die stufenweise Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre und das gestiegene Bildungsniveau.

  • Für 40 Prozent der arbeitenden Menschen ab 65 Jahren dient das Ausüben einer beruflichen Tätigkeit der Sicherung des Lebensunterhalts.

Die meiste Zeit im Leben verbringen die Menschen mit ihrer Arbeit. Ab 60 fangen viele dann an zu überlegen, wann der passende Zeitpunkt wäre, die Rente anzutreten. So gehen schon viele vor dem regulären Renteneintrittsalter in den Ruhestand. Doch dieser Trend scheint eine Wendung zu nehmen, denn immer mehr Menschen im Alter zwischen 63 und 67 Jahren gehen weiterhin einer Beschäftigung nach, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.

So stieg die Zahl derer, die in dieser Zeit noch arbeiten, von 1,31 Millionen im Jahr 2020 auf 1,52 Millionen im Jahr 2022 und 1,67 Millionen im vergangenen Jahr. Dies geht aus einer Regierungsantwort auf Fragen der Linken im Bundestag hervor, die der dpa vorliegt. Unter Verweis auf die gestiegene Beschäftigungsquote wendete sich daher Matthias W. Birkwald - Rentenexperte der Linken und Steller der Anfrage - gegen eine Abschaffung der "Rente mit 63".

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Deshalb arbeiten immer mehr Menschen im Alter

In den vergangenen Jahren hat die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) stark zugenommen. Im Jahr 2012 gingen noch 47 Prozent in dieser Altersgruppe einer Beschäftigung nach, im Jahr 2022 waren es bereit 63 Prozent.

Aber auch nach dem regulären Renteneintrittsalter hat der Teil der Erwerbstätigen zugenommen. So lag dieser in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen im Jahr 2022 bei 19 Prozent, im Jahr 2012 waren es nur 11 Prozent

Gründe für den Anstieg der arbeitenden Menschen über 65 Jahre seien neben der stufenweise Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre auch das gestiegene Bildungsniveau, wie das Statistische Bundesamt berichtet. "Höhere Bildungsabschlüsse gehen oft mit einer längeren Teilnahme am Erwerbsleben einher" heißt es dort.

Insgesamt war für rund 40 Prozent ab 65 Jahren das Ausüben einer beruflichen Tätigkeit "vorwiegend die Quelle des Lebensunterhalts". Für rund 57 Prozent und damit die Mehrheit der Erwerbstätigen in dieser Altersgruppe war dies allerdings ein Zuverdienst neben der Rente und dem Vermögen.

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Anreize schaffen

Allerdings dürften Menschen nicht gezwungen werden, aufgrund einer niedrigen Rente weiter arbeiten zu müssen, bekräftigt Birkwald. Rund 7,5 Millionen Menschen über 65 Jahre - davon sind mehr als 5,2 Millionen Frauen - müssten hierzulande von einem Nettoeinkommen von unter 1.250 Euro auskommen, teilte das Statistische Bundesamt auf Anfrage der Linken Anfang des Jahres mit. Dies seien 42,3 Prozent der Rentner:innen.

So "ist die tatsächliche Beschäftigungsquote der höheren Altersgruppen in den vergangenen 20 Jahren bereits stärker gestiegen als die Beschäftigungsquote insgesamt", schreibt das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer Studie.

Daher müssten eher Anreize entwickelt werden, damit Menschen freiwillig länger arbeiten, die dies auch könnten, ergänzt Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). "Wer 45 Jahre lang gearbeitet hat, hat dann ein Recht darauf, früher abschlagsfrei in Rente zu gehen", so Heil und stellt sich gegen Forderungen nach einem Aus für die "Rente mit 63".

:newstime
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Rente mit 63 auf der Kippe?

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren galt zunächst für die Geburtsjahrgänge vor 1953. Mit dieser Rente konnten Arbeitnehmer:innen bereits mit 63 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen. Eingeführt hatte das die damalige Koalition von Union und SPD im Jahr 2014. 

Nun liegt die Altersgrenze allerdings bei 64 Jahren und vier Monaten für Menschen, die 1960 geboren sind; für später Geborene erhöht sich das Eintrittsalter bis 2029 auf 65 Jahre.

Arbeitgeber:innen in Deutschland, die Union sowie auch Politiker:innen von Grünen und FDP hatten sich nun allerdings für eine Abkehr von der sogenannten "Rente mit 63" ausgesprochen. "Wir können es uns nicht leisten, dass hauptsächlich eigentlich gesunde und gut verdienende Menschen mit 63 in Rente gehen", äußerte sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im September zu dem Thema.

Und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) nannte die Rente mit 63 "eine Stilllegungsprämie für qualifizierte Beschäftigte". Daher sprach auch Lindner sich für mehr Anreize aus, Menschen, die arbeiten wollen, länger im Arbeitsleben zu halten.

  • Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • IAB: "Der starke Anstieg der Erwerbstätigkeit von Älteren ist ganz überwiegend dem Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung geschuldet"
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