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Friedensforscher schlagen Alarm

Warnung vor Aufrüstung: Atommächte modernisieren ihre nuklearen Arsenale

  • Veröffentlicht: 12.06.2023
  • 12:28 Uhr
  • Stefan Kendzia
Führende Friedensforscher verzeichnen eine Trendwende bei der Zahl an einsatzbereiten Atomsprengköpfen.
Führende Friedensforscher verzeichnen eine Trendwende bei der Zahl an einsatzbereiten Atomsprengköpfen.© Xia Yifang/XinHua/dpa

Das Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) spricht eine deutliche Warnung aus: Sämtliche Staaten, die über Nuklearwaffen verfügen, rüsten derzeit weiter auf. Insgesamt habe sich laut ZDF die Sicherheitslage weltweit deutlich verschlechtert und die Zahl einsatzfähiger Atomwaffen steigt und steigt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Friedensforschungsinstitut "Sipri" ist in großer Sorge: deutliche Zunahme einsatzfähiger Atomwaffen bei allen Atomstaaten weltweit.

  • Alle Atommächte sind gerade dabei, ihre Arsenale zu modernisieren und auszubauen.

  • Das Risiko für einen Atomwaffeneinsatz hat sich zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg drastisch erhöht.

Das Friedensforschungsinstitut "Sipri" ist in großer Sorge. Dem eigenen Jahresbericht zufolge sehen die Forscher:innen eine deutliche Zunahme einsatzfähiger Atomwaffen bei allen Atomstaaten weltweit. Insgesamt modernisierten neun Atommächte derzeit ihre Kernwaffen-Arsenale.

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Weltweite Sicherheitslage hat sich deutlich verschlechtert

Die USA, Russland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel - alle Atommächte sind gerade dabei, ihre Arsenale zu modernisieren und auszubauen. Und das nicht nur durch den Ukraine-Krieg, sondern weil sich die generelle weltweite Sicherheitslage deutlich verschlechtert habe, wie das ZDF berichtet.

Wir driften in eine der gefährlichsten Perioden der Menschheitsgeschichte.

Dan Smith, Friedensforschungsinstitut Sipri

Wie Sipri in ihrem Bericht laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) schreibt, ging der Gesamtbestand der nuklearen Sprengköpfe von Anfang 2022 bis Anfang 2023 um knapp 200 auf schätzungsweise 12.512 zurück. Allerdings habe die Zahl der einsatzfähigen Atomwaffen zu steigen begonnen. Besonders China steche durch eine signifikante Modernisierung und Erweiterung seines Arsenals hervor. 

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Beängstigend: Nordkorea soll etwa 30 Sprengköpfe haben

Die Zahl der Sprengköpfe, die für den Einsatz bestimmt sind, sei im Jahresvergleich um 86 auf schätzungsweise 9.576 angestiegen. Rund 2.000 davon wurden wie im Vorjahr in hoher Einsatzbereitschaft gehalten. Das heißt, sie waren auf Raketen montiert oder auf Luftwaffenstützpunkten mit Atombombern stationiert. Fast alle davon sind Russland und den USA zuzuordnen. Auch Nordkorea betrachte laut ZDF sein militärisches Nuklearprogramm weiterhin als zentrales Element seiner Sicherheitsstrategie. Beängstigend: Die Sipri-Forscher:innen sind der Ansicht, dass das abgeschottete Land etwa 30 Sprengköpfe zusammengebaut hat und über genügend spaltbares Material für bis zu 70 Sprengköpfe verfügt.

Atomarer Wettbewerb erhöht Risiko von Atomwaffeneinsatz

"Die globalen Reduzierungen einsatzbereiter Sprengköpfe scheinen ins Stocken geraten zu sein, und ihre Zahlen steigen wieder", hieß es im Sipri-Bericht. Gleichzeitig hätten sowohl die USA als auch Russland umfangreiche und kostspielige Modernisierungsprogramme auf den Weg gebracht. "Die meisten atomar bewaffneten Staaten verhärten ihre Rhetorik über die Bedeutung von Atomwaffen, und einige äußern sogar explizite oder implizite Drohungen, sie möglicherweise zu nutzen", sagte der Sipri-Experte Matt Korda. "Dieser verschärfte nukleare Wettbewerb hat das Risiko dramatisch erhöht, dass Atomwaffen zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg im Zorn eingesetzt werden könnten."

Daher mahnt Sipri-Direktor Dan Smith eindringlich: "Es besteht dringender Bedarf, die Atomdiplomatie wiederherzustellen und die internationalen Atomwaffenkontrollen zu stärken". Die Regierungen müssten alle zusammen Wege zur Zusammenarbeit entwickeln. Mit dem Ziel, Spannungen abzubauen, das Wettrüsten abzubremsen und sich um gemeinsame Probleme wie Klimawandel oder Welthunger einzusetzen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Stockholm International Peace Research Institute: "Global nuclear arsenals are expected to grow as states continue to modernize"
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