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Nur zwei wirklich empfehlenswert

Foodwatch warnt vor überzuckerten Früchteriegeln

  • Aktualisiert: 24.06.2024
  • 17:17 Uhr
  • Clarissa Yigit
In Fruchtriegeln für Kinder ist oftmals viel zu viel Zucker. (Symbolbild)
In Fruchtriegeln für Kinder ist oftmals viel zu viel Zucker. (Symbolbild)© Dar1930 / Adobe Stock

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat 77 Früchteriegel für Kinder getestet, die angeblich wenig Zucker enthalten. Das Ergebnis besagt das Gegenteil.

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Foodwatch hat 77 vermeintlich gesunde Fruchtsnacks für Kinder unter die Lupe genommen. Diese sollen angeblich nur wenig bis gar keinen Zucker enthalten.

Hierzu hat die Verbraucherorganisation Fruchtsnacks von den Drogeriemärkten Rossmann und Dm untersucht, die mit Comicfiguren, Tieren oder der Aufschrift "für Kinder" somit auch gezielt vermarktet werden. Diese Artikel enthielten zwar ausschließlich Zucker aus Früchten - was allerdings nicht gesünder als anderer Zucker sei, bemängelt Foodwatch.

Im Video: Vermutlich krebserregend - Öko-Test findet Pestizide in Nektarinen

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Nur zwei Produkte wirklich empfehlenswert

Der Hersteller Alete wirbt sogar mit dem Aufdruck "Ohne Zuckerzusatz" auf seinen "Obsties". Wie die Verbraucherschützer:innen allerdings herausfanden, besteht dieses Produkt zu 72 Prozent aus Zucker.

Insgesamt haben nur 14 der getesteten Riegel die Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten (also maximal 12,5 Prozent Zucker) und dürften somit für Kinder beworben werden, schreibt Foodwatch in einer Pressemitteilung am Donnerstag (20. Juni). Zudem erhielten lediglich zwei Produkte einen grünen Nutri-Score (dieser steht für günstige Inhaltsstoffe in dem Produkt, so die Verbraucherzentrale).

"Fruchtsnacks mögen ein gesundes Image haben, doch in den meisten steckt sehr viel Zucker. Egal, ob es sich um Fruchtzucker oder eine andere Zuckerart handelt: Der süße Knabberkram ist kein gesunder Kindersnack", äußert sich Dr. Rebekka Siegmann von Foodwatch.

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Auf Ernährung achten

Daher fordert die Verbraucherorganisation die Bundesregierung auf, Kinder besser vor ungesunden Lebensmitteln zu schützen.

"Frisches Obst ist gesund, weil es nicht nur Zucker enthält, sondern auch Mikronährstoffe, Vitamine und Ballaststoffe", zitiert der "Spiegel" Stefan Kabisch, Studienarzt an der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin der Berliner Charité. Außerdem gelange der Zucker nur langsam aus dem Verdauungstrakt in den übrigen Körper, sodass der Blutzuckerspiegel dementsprechend nur langsam ansteige und auch nur wieder langsam abfalle. Dies wiederum führe dazu, dass man länger satt ist.

Außerdem schade Fruchtzucker der Leber, da große Mengen an Fructose eine  Insulinausschüttung verhindern und kein Sättigungsgefühl eintritt. So sei die Gefahr groß, schnell den nächsten Fruchtsnack und wieder den nächsten zu sich nehmen zu wollen, warnt Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein-Campus Lübeck.

Hinzu kommt, dass überschüssige Fructose im Körper sofort in Fett umgewandelt wird. Dies kann auch bei Menschen mit Normalgewicht zu einer Verfettung des gesamten Organs führen. Die Folge ist dann Diabetes Typ 2.

Im Video: Mineralwasser im Test - Pestizide und Schadstoffe nachgewiesen

Das sind die Testsieger (grüner Nutri-Score A)

  • Healthy Kids: "Pure & Fun Bio Mais Knusper Schweinchen mit Apfel-Karotte"
  • Dm: "dm BabyLove Bio Knusperherzen Himbeere-Banane" 

Allerdings nutzte keines der getesteten Produkte den Nutri-Score auf der Verpackung. Daher fordere die Verbraucherorganisation eine verpflichtende Kennzeichnung mit dem Nutri-Score, da die verbraucherfreundliche Lebensmittelampel "Zuckerbomben auf einen Blick entlarven" würde.

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Das sind die Testverlierer (roter Nutri-Score E)

43 von 77 Produkten erhielten die zweitschlechteste Bewertung D und vier Produkte - allesamt von dm Bio - schnitten mit dem schlechtesten Nutri-Score (rotes E) ab.

  • dm Bio Fruchtschnitte Apfel Traube 
  • dm Bio Fruchtschnitte Banane Apfel Kirsch
  • dm Bio Fruchtschnitte Apfel Mango
  • dm Bio Fruchtschnitte Apfel Banane

Zudem sind die "Obsties Erdbeere Banane mit Joghurt" (Alete), die zu fast drei Vierteln aus Zucker bestehen, für die Wahl des "Goldenen Windbeutels" - dem Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres - nominiert.

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Werbeschranken gefordert

"Die Bundesregierung muss endlich wirksame Junkfood-Werbeschranken zum Kinderschutz einführen und diese auch auf die Verpackungsgestaltung ausweiten", fordert Foodwatch.

So stellten die Tester:innen fest, dass ein Großteil der Produkte mit Deklarationen wie "Süße nur aus Früchten" oder "ohne Zuckerzusatz" auf der Vorderseite der Verpackung angepriesen wird. Dies erwecke den Eindruck eines vergleichsweise gesunden und zuckerarmen Produkts, obwohl der Fruchtsnack im Schnitt zu rund einem Drittel aus Zucker bestehe.

Um diesem Missstand entgegenzuwirken, liegt bereits seit einem Jahr der Entwurf für ein Gesetz zur Beschränkung von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, vor. Mehrere Organisationen appellierten in dieser Woche in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), dieses nun auch endlich umzusetzen.

Außerdem wurde die Forderung nach einer Zuckersteuer für Softdrinks laut, die den Zuckerkonsum senken könnte.

  • Verwendet Quellen:
  • Spiegel: "So überzuckert und gefährlich sind Fruchtsnacks für Kinder"
  • Verbraucherzentrale: "Nutri-Score: Was bedeutet die Kennzeichnung?"
  • foodwatch: "Die Qual am Regal: 77 Kinder-Fruchtsnacks im Nährwert-Check"
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