Nur Bulgarien schneidet schlechter ab
Schockierendes "Glücks-Rating": Deutschland auf dem vorletzten Platz
- Veröffentlicht: 11.12.2023
- 12:37 Uhr
- Daniela Z.
Die Deutschen sind viel unzufriedener als noch vor einigen Jahren. Und das zeigt sich auch im europäischen Ländervergleich. Das hat eine Umfrage des Institus für Demoskopie Allensbach ergeben. Dafür könnte es mehrere Gründe geben.
Das Wichtigste in Kürze
Eine Umfrage des Allensbach-Instituts zeigt einen starken Rückgang der Lebenszufriedenheit in Deutschland, der niedrigere Werte als der EU-Durchschnitt und eine düstere Stimmung offenbart.
Verschiedene Studien deuten auf wirtschaftliche Stagnation, Unsicherheit durch den Ukraine-Konflikt und eine instabile Regierung als Gründe für diese Veränderungen hin.
Während Deutschland im europäischen Glücksranking abrutscht, fühlen sich andere Länder wie Österreich, Finnland und die Niederlande deutlich zufriedener mit ihren Lebensumständen.
Deutsche so unglücklich wie im Jahr 1950
Am Ende jedes Jahres fragt das Allensbach-Institut, ein deutsches Umfrageunternehmen, die Wähler, ob sie den nächsten 12 Monaten optimistischer oder pessimistischer entgegensehen. Überraschend: Die letzten Ergebnisse waren die düstersten seit 1950. Und: Die Deutschen sind im europäischen Ländervergleich sehr unglücklich. Nur die Bulgaren fühlen sich noch schlechter, so die Ergebnisse des Allensbach-Instituts.
Die Umfrage-Skala reichte von null (absolute Unzufriedenheit) bis zehn (absolute Zufriedenheit). Im Jahr 2021 gaben sich die Deutschen eine durchschnittliche Punktzahl von 7,1, knapp unter dem EU-weiten Durchschnitt von 7,2. Die gerade veröffentlichten Ergebnisse der Umfrage von 2022 zeigen jedoch, dass der deutsche Durchschnitt auf 6,5 gesunken ist, niedriger als in Griechenland, Lettland und Kroatien. Somit wurde Deutschland auch von Frankreich, Portugal und Ungarn überholt.
Sehr zufrieden sind die Menschen laut Umfrage offenbar in Österreich. Die Menschen dort geben ihrem Leben eine durchschnittliche Punktzahl von 8. Knapp dahinter liegen die Finnen mit 7,9, die Rumänen mit 7,7, die Niederländer mit 7,6 sowie die Schweden und Slowenen, beide mit 7,5.
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Die unzufriedenen Deutschen: Das sind die Gründe
Die EU-Studie hat die Gründe für den Rückgang der Lebenszufriedenheit nicht ermittelt. Allerdings ergeben laut der britischen Zeitung "The Times" eine Vielzahl anderer Umfragen in Deutschland ein ähnliches Ergebnis.
So fand das Rheingold-Institut in Köln im Dezember 2023 heraus, dass nur 22 Prozent der Deutschen als "überzeugte Optimisten" und 29 Prozent als "zufrieden" eingestuft werden konnten. Diese Gruppen erreichten beide die niedrigsten Werte seit Beginn der jährlichen Studien im Jahr 2020.
Die Bedenken scheinen laut "Times" größtenteils mit der wirtschaftlichen Stagnation in Deutschland zusammenzuhängen. Weitere Gründe sind die Unsicherheit aufgrund des Ukraine-Kriegs, die Unzufriedenheit mit der Ampel-Regierung und der rasche Anstieg der Einwanderung.
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Glücklich oder unglücklich? So schaut es innerhalb Deutschlands aus
Und wie schaut es denn innerhalb Deutschlands beim Thema "Glück" aus? Der "Glücksatlas" vom 7. Dezember, den die Universität Freiburg mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) erstellt hat, gibt an:
In Schleswig-Holstein ist die Bevölkerung verglichen mit anderen Bundesländern erneut am zufriedensten, dicht gefolgt von den Hamburgerinnen und Hamburgern. In Mecklenburg-Vorpommern wiederum wohnen der Studie zufolge gleichzeitig die unzufriedensten Menschen der Republik.
Die Schleswig-Holsteiner kamen auf 7,21 Punkte, die Hamburger auf 7,11 und die Interviewten aus Mecklenburg-Vorpommern auf 6,19. Sie alle wurden zwischen August 2022 und Juni 2023 befragt, deutschlandweit rund 11.400 Menschen.
Auch die Menschen in Hamburg sind der Studie zufolge glücklich. "Insbesondere die Zufriedenheit in den Bereichen Familie und Wohnsituation sticht hervor", schreiben die Autor:innen. Jedoch seien in Bezug auf Einkommens- und Arbeitszufriedenheit deutliche Herausforderungen zu erkennen. Die anhaltende Ungleichheit und steigende Arbeitslosenzahlen trüben das Lebensglück in der Hansestadt. Und doch sind viele zuversichtlich: "Beinahe die Hälfte der Hamburger ist zudem optimistisch, dass es ihnen in fünf Jahren besser oder viel besser gehen wird."
Dass dagegen in Mecklenburg-Vorpommern deutlich weniger glückliche Menschen zu finden sind, liegt den Angaben zufolge vor allem an den schlechteren Wirtschaftszahlen und der weit älteren Bevölkerung. Und doch gibt es auch einen kleinen Lichtblick: "Glücklich sind sie aber mit den wunderschönen Naturlandschaften", so die Autoren laut dem "Glücksatlas".
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Glücksatlas: "Städteranking 2023: Vom Glück in der Großstadt"